Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Teure Hängepartie

schlegl-christianNach der Entscheidung der UNESCO, die Stadt Regensburg einen Brückenplanungswettbewerb durchführen zu lassen, verspüren die Koalitionäre Rückenwind. In einer aktuellen Pressemitteilung drischt CSU-Fraktionschef Christian Schlegl (im Bild) auf ödp und Freie Wähler ein, die ihre Kritik an den Brückenplänen bekräftigt haben. Die Freien Wähler werden zudem am Montag eine auf eigene Kosten erstellte Machbarkeitsstudie für eine Tunnellösung vorstellen. Schlegl hält das für „Kinderattitüden” und weiß bereits jetzt, dass ein Tunnel „schwere Eingriffe in das Naturgebiet der Wöhrde bedeuten und überdies unermessliche Kosten verursachen” würde. Am Montag wird man dazu sicher eine andere Meinung hören. Doch was für eine Entscheidung hat die UNESCO eigentlich getroffen? Kurz: Sie legt der Stadt keine Steine in den Weg, wenn diese meint 600.000 Euro für einen Wettbewerb ausgeben zu müssen. Das ist nicht sonderlich spektakulär. Wofür die Stadt Geld ausgibt und ob das sinnvoll ist oder nicht, muss auch nicht die UNESCO beurteilen. Das ist Aufgabe der Stadt. Hier glaubt man, das Geld gut angelegt zu haben. Dabei zeichnet sich mit zunehmender Dauer der Diskussion ab, dass eine Brücke – sei es nun im Osten oder im Westen – nicht einmal unter größten Schwierigkeiten durchzusetzen sein wird. Die Osttrasse stößt auf breiten Widerstand in der Bevölkerung. Das ist mittlerweile relativ unstrittig. Ein erstes Gutachten zu den Auswirkungen auf die Tierwelt am Grieser Spitz hätte eigentlich reichen müssen, um solche Planungen ad acta zu legen. Immerhin lehnen mittlerweile auch Teile der SPD diese Variante explizit ab, allen voran SPD-Chefin Margit Wild. Bleibt die Westtrasse. Die ruft vor allem die Denkmalschützer auf den Plan. Und UNESCO hin, UNESCO her: Wenn der Chef der maßgeblichen Behörde, Professor Egon Greipl, Chef des Landesamts für Denkmalpflege, ausdrücklich ankündigt, dieser Variante nicht zuzustimmen, sind alle städtischen Abwägungen irrelevant. Egal wie ein Oberbürgermeister, die Planungsreferentin oder die Koalition das auch bewerten mag. Natürlich ist es der Stadt unbenommen, auf das Prinzip Hoffnung zu setzen – Hoffnung darauf, dass sich irgendetwas an diesem Status Quo ändert. Wenn das 600.000 Euro wert ist (eventuell auch noch das eine oder andere Bürgerbegehren), bleibt es aber völlig unverständlich, dass man sich einer Machbarkeitsstudie für einen Tunnel hartnäckig verweigert und diejenigen, die eine solche Studie auf eigene Kosten erstellen auch noch angreift. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Entscheidung der UNESCO, die Stadt mit ihrem Geld machen zu lassen, was sie will – gegebenenfalls auch zum Fenster hinaus werfen – die Brückenbefürworter in keinem Punkt bestätigt. Man hat lediglich Zeit gewonnen, um den Widerstand gegen die Brücken aufzuweichen. (Ent)spannende Lektüre!
Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (6)

  • Joachim Datko

    |

    Mir graut vor der CSU – 600.000 Euro verpulvern! Ich würde mich freuen, wenn die CSU bei den nächsten Wahlen “abstürzt”.

  • PRO OSTTRASSE

    |

    Bedrohte Tierarten sollen geschützt werden, aber nur dann auch bei Zielkonflikten mitten in der Stadt, wenn die Tierarten vorrangig in der Stadt leben. Sonst gibt es so viele weniger intensiv genutzte Flächen zum Artenschutz. Eine besonders seltene Fledermausart muss der Städter nicht unbedingt 5 Minuten von seiner Haustür entfernt erleben. Der Hobby-Naturforscher wird auch einen kleinen Ausflug machen. Die meisten Städter brauchen wohnungsnah einfach Erholung und nicht die solche seltenen Tierbeobachtungen!

    Auch der Griesser Spitz sollte zur Erholung erhalten werden, nicht als Naturmuseum. Kinder entdecken ebenso gern Tiere, die etwas weniger selten sind. Kinder stört auch das Geräusch naher Busse nicht. Aber die Sicherheit des Kinderspiels und die Abtrennung der Bustrasse muss geplant werden.
    Für die Erwachsenen ist der Erhalt des schönen Landschaftsbildes auch mit Bustrasse unverzichtbar.

  • CONTRA OST- UND WESTTRASSE

    |

    @PRO OSTTRASSE

    Sancta simpicitas! Die Erde ist keine Scheibe! Schon mitbekommen? “Eine besonders seltene Fledermausart muss der Städter nicht unbedingt 5 Minuten von seiner Haustür entfernt erleben.” Du meine Güte, als ob es um die “Beobachtung” ginge. Kann man diesen Menschen einmal aufklären? Jeder blamiert sich, so gut er halt kann! Und Regensburg tut es mit den Trassenplanungen wieder einmal wie weiland zu Stadthallen-Donaumarkt- und 2010-Bewerbungs-Zeiten! Man sollte wegziehen und das mittelalterliche Wunder, sprich Welterbe, solchen Leuten wie PRO OSTTRASSE überlassen. Und ich dachte, das Tal der Ahnunglosen wäre irgendwo bei Dresden!
    CONTRA OST- UND WESTTRASSE

  • J.Brandl

    |

    Wenn 2 Varianten nicht gehen, ist meist die Dritte die Lösung!
    Ost-Wet-Trasse sind aus den verschiedensten Gründen nicht machbar.
    Daher müssen sich alle Beteiligten um eine vernünftige Tunnellösung bemühen.
    Nimmt man alle bereits verplemperten Ausschreibungs/Wettbewerbs- und sonstigen Kosten zusammen, dann wäre wahrscheinlich der Tunnel schon halb bezahlt. Wieviele Städte in der ganzen Welt “leisten” sich Tunnellösugen um den Verkehr zu beschleunigen, die Umwelt zu schonen und den Menschen Ruhe und Erholung zu schenken? Nicht in Regensburg, da wird lieber in Planung investiert!

  • Bernd Henneberg

    |

    Warum gibt es eigentlich nur 2 Lösungen, bzw. vielleicht mit dem Tunnel 3? Warum löst man das Problem nicht mit einer Fähre? Oder warum baut man nicht eine Lösung die sich an die Wuppertaler Schwebebahn anlehnt? Oder statt einer Fähre eine Seilbahn unter die man eine Plattform hängt, auf die die Busse auffahren können und dann über die Donau getragen werden! Wenn man bei der Firma Doppelmayr (der Welt größter Hersteller von Seilbahnen) nachfragt, bekommt man als Antwort: Haben wir zwar noch nicht gemacht ist aber technisch möglich. Der Sachbearbeiter hat sich bei Google die Sache angesehen und meinte sowohl die Westtrasse, als auch eine Osttrasse nach Weichs, wären kein Problem und auf jeden Fall billiger als Brückenbauten.

  • Osttrasse ist KEINE ...

    |

    @Bernd Henneberg (06. Jul 2009, 16:54 Uhr)
    Eine Grobkalkulation der Busseilbahn befürworte ich. Allerdings befürchte ich, dass hohe Betriebskosten insgesamt zum krassen Gegenteil von „auf jeden Fall billiger“ als die Brücken führen.
    @ simpicitas (04. Jul 2009, 17:38 Uhr)
    Mobilitätsbedarf vieler Menschen und deren Erholungsbedarf stehen offensichtlich im Zielkonflikt mit lokalem Verbleib und lokaler Beobachtung seltener Arten im Stadtzentrum.
    Als Laie leuchtet mir nicht ein, wie das Fazit eines „relativ schweren Eingriff in das Ökosystemgefüge der Stadt Regensburg“ die artenschutzrechtliche Prüfung zusammenfassen kann. Was gerät denn außer Gleichgewicht, wenn wenige seltene Tiere nicht in unserer Stadt verbleiben? Und warum soll zum überregionalen Erhalt von Arten das enge „Ökosystemgefüge der Stadt Regensburg“ (http://www.regensburg-digital.de/?p=1753) ausschlaggebend sein? Bietet ausgerechnet unsere Großstadt die letzten „alten Quartierbäume“?
    Ob Abwägungen zwischen verschiedenen Rückzugsgebieten der Fledermäuse sowie zwischen Artenschutz und städtischen Entwicklungszielen im unbekannten Artenschutzgutachten enthalten ist und erhaben über jeden Zweifel, ist obiger Veröffentlichung nicht zu entnehmen. CONTRAs Jammern „Du meine Güte, als ob es um die “Beobachtung” ginge. “ klärte das nicht wirklich. Vielmehr fragte CONTRA, nachdem er versucht hatte, PRO OSTTRASSE lateinisch als Einfaltspinsel zu beleidigen, ob „man diesen Menschen einmal aufklären könne“.
    Schon in der Antike war die Diskussionskultur weiter entwickelt.

    Ein Kinderargument gegen die Osttrasse führten Anwohner ein, die – auch mit Video – suggerieren wollten, Kindern würde die Spielmöglichkeit genommen. Werden da Kinder instrumentalisiert für ganz andere Interessen? Die PRO-Anmerkungen dazu vom 04. Jul 2009, 12:16 Uhr sind nicht von der Hand zu weisen.

Kommentare sind deaktiviert

drin